Der   R i e s e   G r a u s v o r n i x

Der schlafende Riese Grausvornix

In einem großen Meer im Norden liegt eine Insel, die im Herbst und im Winter von Stürmen umtobt wird und von Eis eingeschlossen wird. Im Frühjahr und im Sommer kommt es auch schon vor, daß Schnee auf das Land fällt. Deshalb wurde es von den Bewohnern auch Eisland genannt.
In diesem schönen Land, in dem noch heute Trolle, Zwerge und andere unsichtbare gute Geister hausen und für ihre Menschen im Hause mit sorgen. So jedenfalls, erzählen es diejenigen, die mit Hausgeistern gesprochen haben. Die Menschen sind froh und freuen sich über die Unsichtbaren, denn sie helfen den Armen und Kranken, den Alten und Schwachen. Niemals hat man davon gehört, daß die Geister böse und hinterhältig waren und den Menschen dort geschadet haben. Allerdings waren sie immer zu Streichen und Schabernack aufgelegt und jedermann mußte sich hüten, nicht auf diese Streiche hereinzufallen.
Vor sehr langer Zeit wohnte dort auch ein Riese Grausvornix, der auch unsichtbar war. Es war ein unheimlich großer Mann und wenn man ihn hätte sehen können, dann hätten sich bestimmt nicht nur ein paar Kinder vor ihm gefürchtet. Er hatte große freundliche Augen, er lachte viel und laut. Einige Talbewohner behaupteten dann, daß durch sein Lachen das Eis vom Berg herunterfallen würde.
Eines Tages leuchtete über den Bergen ein Regenbogen, als der Riese oben auf einem Gipfel stand und von oben im Talauf die winzigen Menschen schaute. Dabei berührte er nur für einen kleinen Augenblick den schönen bunten Regenbogen, der ihn sogleich von Kopf bis Fuß in die Regenbogenfarben tauchte. Von da an trug der Riese eine rote Wollmütze, die er auch über seine großen Ohren ziehen konnte, einen orangefarbenen Schal, einen gelben Kragen, ein grünes Hemd, blaue Hosen, indigofarbene Hosenträger und violette Socken. Das sah ganz hübsch aus. Aber darüber konnten sich nur die Unsichtbaren freuen. Die Menschen konnten es nicht sehen.
Da wurde der Riese ganz übermütig, wie es auch Kinder ab und zu sind. Er lief mit Riesenschritten über die Berge und Täler, hüpfte auf den eisbedeckten Berggipfeln herum und lachte, weil es noch nie einen Riesen gegeben hatte, der durch den Regenbogen gegangen war und dadurch ganz bunt gefärbt wurde.
Ein klein bißchen ärgerte er sich aber doch, daß ihn die Menschen so nicht sehen konnten. Aber vielleicht werden sie dann neidisch, dachte der Riese. Aber- es könnte auch nicht schaden- so überlegte er weiter, wenn alles hier viel bunter werden könnte. Der Nebel im Herbst macht alles grau, der Regen zieht auch immer graue Schleier über das Land und die lange Finsternis im Winter macht Menschen und gute Geister trübsinnig.
„Das muß anders werden”, sagte der Riese laut zu sich selbst," Farbe gibt es ja genug".
Er wartete nur auf die nächste Gelegenheit. Als nach dem nächsten Regenguß die Sonne wieder schien, war es soweit.
Grausvornix packte einen riesigen Schrubber, mit dem er sonst sein Haus sauber machte, tauchte ihn in den Regenbogen und pinselte das Dach des nächsten Hauses knallrot, das übernächste strich er hellgrün und alle anderen Häuser und die Kirche dunkelblau und was ihm so einfiel. Und diese Farben blieben sichtbar und konnten auch durch den Regen oder Schnee nicht abgewaschen werden. Am anderen Morgen guckten die Leute verdutzt aus den Fenstern. Alle Farben leuchteten grell und bunt.
„Wer hat uns den diesen Streich gespielt?"fragte ein alter Mann,"das habe ich ja noch nie gesehen."
Einige Menschen waren böse, andere lachten, einige freuten sich. Da merkten sie, daß die herrlichen Farben sehr gut zu dem frischen weißen Schnee paßten, der gerade auf den schwarzen Bergspitzen gefallen war.
Und sie wußten auch, daß es der Riese gewesen war, der ihnen diesen Streich gespielt hatte, sie waren ihm aber nicht böse.
Als viel später die Farben der Häuser doch langsam verblaßten, strichen die Bewohner ihre Hauswände und Dächer von alleine an, da es ihnen mittlerweile gefallen hatte, was sich der Riese lustigerweise ausgedacht hatte.
Den Riesen kann man heute sogar noch sehen. Er liegt an einem Fluß im Gebirge ausgestreckt zwischen großen Bergen und ist heute ganz aus Stein.Es sieht so aus, als ob er dort schlafen würde
Man muß nur ganz genau hinsehen. Manchmal wenn wieder ein Regenbogen über den Bergen steht, taucht er den Riesen in viele Farben und wer darauf achtet, kann den Riesen mit einem Auge blinzeln sehen.

Riese Grausvornix

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